Sachverhalt:
In der Gemeinde Reichshof gibt es vielfältige Angebote der außerschulischen Bildung und Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche. Trotzdem fällt den ortsansässigen Institutionen auf, dass die vorhandenen Angebote insbesondere von Jugendlichen, die eigenverantwortlich über ihre Freizeitgestaltung entscheiden, noch mehr genutzt werden könnten. Es besteht die Vermutung, dass die vorhandenen Angebote bei den Jugendlichen der Flächenkommune oftmals nicht bekannt sind und somit der Zugang zu den Maßnahmen erschwert wird. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus verschiedenen Vertretern der regionalen Institutionen (Kreis- und Gemeindeverwaltung, Politik, verbandlicher und offener Kinder- und Jugendarbeit sowie Schulbetreuung) hat sich nun zum Ziel gesetzt, die gegenwärtigen Freizeitangebote jugendgerecht abzubilden.
Zu den Fakten:
In der Gemeinde Reichshof leben 4138 (21 %) junge Menschen im Alter von 10 – 27 Jahren:
Alter |
Weiblich |
Männlich |
Gesamt |
10-12 |
284 |
302 |
586 |
13-15 |
323 |
370 |
693 |
16-17 |
218 |
283 |
501 |
18-21 |
453 |
601 |
1054 |
22-27 |
613 |
691 |
1304 |
|
|
|
4138 |
Freizeitangebote für Jugendliche sind alle freiwilligen und unverbindlichen Angebote (z.B. offener Treff im Jugendzentrum, Angebote der Streetworkerin), regelmäßig stattfindende Gruppenangebote (z.B. Sportverein, Jugendgruppe der Kirchengemeinden) oder Ferienfreizeiten. Institutionen im Bereich Sport, Musik und Kultur, kirchlicher sowie offener Jugendarbeit und Hilfsorganisationen bieten entsprechende Maßnahmen an.
Projekt
Das unten näher beschriebene Vorhaben versteht sich als ein Modellprojekt. Die hier gewonnenen Erkenntnisse sollen anderen Kommunen im Oberbergischen Kreis zu Verfügung gestellt werden, so sie sich als nachahmenswert empfehlen.
Beabsichtigt ist, sich für eine LEADER-Förderung zu bewerben. LEADER ist ein Programm für die Entwicklung des Ländlichen Raums auf Landesebene. Damit können Projekte aus den unterschiedlichsten Themenfeldern mit vielen verschiedenen Partnern entwickelt werden. Projekte von und mit der Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen werden ein besonderes Gewicht in der kommenden Förderphase haben
Zielgruppe
Das Projekt richtet sich vorwiegend an alle jungen Menschen bis 27 Jahre, die im Reichshof leben und eine weiterführende Schule im Ort oder der näheren Umgebung besuchen oder diese bereits verlassen haben.
Im Sinne eines inklusiven Grundgedankens sollen sich ALLE angesprochen fühlen, also auch geflüchtete Jugendliche, junge Menschen, die unter einer körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigung leiden und solche, die aus finanzschwachen Familien stammen.
Profitieren sollen insbesondere die jungen Menschen, die derzeit auf der Suche nach interessanten Freizeitangeboten sind.
Ziel
→ zielgruppenspezifische Darstellung der regionalen Freizeitangebote
→ Anstieg der Nutzung regionaler Angebote durch die Zielgruppe
→ Attraktivitätssteigerung: Leben in der Region
→ Einbeziehung der Zielgruppe zur Gestaltung passender Freizeitmaßnahmen
→ ggf. verbesserte Mobilität durch Bildung von Fahrgemeinschaften
→ Stärkung des Ehrenamts in der Kommune
→ Netzwerkarbeit und Kooperation der aktiven Träger; Abbau eines
Konkurrenzgedankens
→ Stärkung gemeinnütziger gegenüber kommerzieller Angebote mit Gewinnabsicht
Maßnahmen und Methoden
Die jugendgerechte Darstellung der Freizeitangebote für Jugendliche aus dem Reichshof soll vorwiegend über Whats-App-Broadcast-Gruppen erfolgen. Dieses Medium wurde gewählt, da die heutige Jugend auf diesem Weg am schnellsten und effizientesten erreicht werden kann. Zudem nutzen bereits viele Institutionen diesen Weg, um Informationen zu verbreiten. So kann auf vorhandene Strukturen zurückgegriffen werden. Da es junge Menschen gibt, die bewusst auf den Messenger-Dienst verzichten oder diesen aufgrund ihres Alters noch nicht nutzen, sollen auch alternative Verbreitungsformen (wie SMS, Emailverteiler, Internetauftritt der Gemeinde oder Reichshofkurier) genutzt werden.
Zur Bewerbung der Freizeitangebote für Jugendliche können Texte, Filme, Bilder und Verlinkungen auf einen eigenen Internetauftritt eingestellt werden.
Wesentlicher Aspekt des Projektes ist die Einbeziehung der Zielgruppe. Zum einen sollen bereits aktive junge Menschen im Verein die Werbung gemeinsam mit den haupt- oder ehrenamtlich tätigen Mitarbeitenden in der Kinder- und Jugendarbeit gestalten, zum anderen können Jugendliche Wünsche in Bezug auf Angebote äußern und sich somit in die Gestaltung der Landschaft einbringen.
Da das Thema der mobilen Erreichbarkeit der Angebote auch immer eine Rolle spielt, können über den Verteiler auch Fahrgemeinschaften gebildet werden.
Die Projektverantwortung und –steuerung erfolgt durch eine pädagogische Fachkraft. Im Rahmen der zu Verfügung stehenden zeitlichen Ressourcen hat sie folgende Arbeitsschwerpunkte:
1. Akquise und Beratung von Institutionen, die Inhalte einstellen und somit für ihre
eigenen Angebote Werbung machen wollen.
2. Vorstellung des Projektes in weiterführenden Schulen
3. Gewinnung von Multiplikatoren, die diese Informationen an die Zielgruppe
weitergeben (Schulsozialarbeiter, Streetwork, Jugendleiter…)
4. Steuerung der zeitlichen Einstellung
5. Erfassung der Wünsche der Zielgruppe
Projektlaufzeit
Für die Projektlaufzeit von 3 Jahren wird die Projektkoordination von einer pädagogischen Fachkraft mit 9,75 Wochenarbeitsstunden übernommen.
Finanzielle Auswirkungen
Maßnahmenbestandteile - Kosten
Maßnahmenbestandteil
|
2017 |
2018 in € |
2019 in € |
2020 in € |
2021 in € |
Gesamt in € |
Einstellung der Projektkoordination mit 9,75 Wochenarbeitsstunden |
|
16.539 |
16.539 |
16.539 |
|
49.617 |
Anschaffung der Ausstattung (Smartphone, Laptop) |
|
2.000 |
1.000 |
1.000 |
|
4.000 |
Fahrt- und Reisekosten |
|
1.200 |
1.200 |
1.200 |
|
3.600 |
Roll up / Öffentlichkeitsarbeit / Logoentwicklung |
|
1.000 |
400 |
400 |
|
1.800 |
Auftaktworkshop (Miete, Verpflegung) |
|
1.000 |
|
|
|
1.000 |
2 x Beteiliungsworkshop (Miete, Verpflegung) |
|
1.000 |
|
1.000 |
|
2.000 |
Handgeld |
|
1.200 |
1.200 |
1.200 |
|
3.600 |
Gesamte Maßnahme |
|
23.939 |
20.339 |
21.339 |
|
65.617 |
Finanzierungsplan
Geplante Gesamtausgaben (2018 bis 2020) der Maßnahme (brutto) |
65.617,00 € |
abzgl. nicht zuwendungsfähiger Ausgaben |
0,00 € |
abzgl. Einnahmen |
0,00 € |
Zuwendungsfähige Ausgaben |
65.617,00 € |
Beantragter Fördersatz 65 % LEADER-Zuwendung |
42.651,00 € |
Verbleibender Eigenanteil von 35 % verteilt auf KREIS 70 % GEMEINDE 30 % |
22.966,00 €
16.076,20 € 6.889,80 € |
Sonstige Finanzierungsanteile Dritter (z.B. durch zweckgebundene Spenden) sind möglich, Eigenanteil von 10 % muss aber verbleiben |
|
Aufteilung der Ausgaben und Finanzierung des Projektes
|
2018 in € |
2019 in € |
2020 in € |
Gesamt in € |
LEADER-Zuwendung 65 % |
23.939,00 |
20.339,00 |
21.339,00 |
65.617,00 |
Eigenanteil 35 % Kreis+Reichshof |
8.378,67 |
7.118,67 |
7.468,66 |
22.966,00 |
Aufteilung Eigenanteil von 35 % Kreis 70 % Reichshof 30 % |
5.865,07 2.513,60 |
4.983,07 2.135,60
|
5.228,06 2.240,60
|
16.076.20 6.889,80
|
Gesamt (zuwendungsfähig) |
15.560,33 |
13.220,33 |
13.870,34 |
42.651,00 |
Evaluation
Die im Rahmen des Projektes durchgeführten Maßnahmen werden von der Projektkoordination im Rahmen einer Tagebuch-Dokumentation festgehalten. Diese wird zweimal jährlich mit Mitarbeitern der Gemeinde- und Kreisverwaltung sowie der Politik ausgewertet und einmal jährlich im Schul- und Sozialausschuss der Gemeinde Reichshof vorgestellt. Zudem sollen die beteiligten Institutionen um eine Einschätzung gebeten werden. So können nicht nur messbare Ergebnisse (z.B. Anzahl der informierten Jugendlichen, Anfragen der Zielgruppe) dargestellt, sondern auch subjektive Einschätzungen in Bezug auf eine Veränderung innerhalb des Sozialraums festgehalten werden.
Nachhaltigkeit und Anschlussfinanzierung
Bei positiver Projektauswertung ist die Fortführung des Projektes geplant. LEADER-Projekte müssen im besten Falle nachhaltig ausgerichtet sein, also einen Entwicklungsimpuls auslösen, der auch über die Projektlaufzeit und die LEADER-Förderperiode hinaus Wirkung entfaltet. Insbesondere ist dafür Sorge zu tragen, eine Verstetigung des Projektes sicherstellen zu können.
Es wird eine Finanzierung über eine kommunale Förderung und Kreismittel angestrebt. Wenn das Projekt etabliert ist, kann mit 2/3 weniger Stunden gerechnet werden. Eine Fortführung des Projektes würde sich dann finanziell folgendermaßen darstellen
Finanzen nach der Projektlaufzeit, also ab 2021
Maßnahmenbestandteil
|
Kosten Euro pro Jahr |
Einstellung der Projektkoordination mit 3,25 Wochenarbeitsstunden |
5.514,00 |
Lfd. Kosten bzw. Rücklagen für Anschaffung der Ausstattung (Smartphone, Laptop) |
100,00 |
Fahrt- und Reisekosten |
100,00 |
Handgeld |
400,00 |
Gesamte Maßnahme |
6114,00 |
Aufteilung der Kosten zwischen Kreis und Gemeinde
Bezeichnung |
Kosten Euro pro Jahr |
Gesamtkosten |
6.114,00 |
./. Anteil Kreis |
3.057,00 |
Eigenanteil pro Jahr |
3.057,00 |
Der Schul-, Sozial-, Jugend- und Sportausschuss empfiehlt dem Rat, der Rat beschließt, für die Jahre 2018, 2019 und 2020 finanzielle Mittel zur Unterstützung des Projektes „Jugendfreizeitbörse“ zweckgebunden zur Verfügung zu stellen. Die Förderung soll in den Folgejahren – nach Projektende - möglichst fortgeführt werden.
Es wird folgender Beschluss gefasst:
Der Rat beschließt für die Jahre 2018, 2019 und 2020 finanzielle Mittel zur Unterstützung des Projektes „Jugendfreizeitbörse“ zweckgebunden zur Verfügung zu stellen. Die Förderung soll in den Folgejahren – nach Projektende - möglichst fortgeführt werden.
Ratsmitglied Funke teilt mit, dass der Schul-, Sozial-, Jugend- und Sportausschuss einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss gefasst hat.
Bürgermeister Gennies ruft zur Abstimmung auf.
Abstimmungsergebnis:
Dafür: |
32 |
dagegen: |
0 |
Enthaltung: |
0 |